Fund im Kunsthandel: Remagener Ehrenbürgerurkunde für den Oberpräsidenten Berthold von Nasse.

Bei einer Auktion des Buch- und Kunstauktionshauses „Zisska & Lacher“ hat das Landeshauptarchiv Koblenz gleich im doppelten Sinne ein Unikat erstanden. Es handelt sich um die am 15. Juli 1903 ausgestellte Ehrenbürgerurkunde der Stadt Remagen für Berthold von Nasse (1831-1906), die als Besonderheit mit einer aquarellierten Federzeichnung des Düsseldorfer Malers Alexander Frenz (1861 - 1941) geschmückt wurde.

Berthold von Nasse war von 1890 bis 1905 als erster gebürtiger Rheinländer Oberpräsident der Rheinprovinz. In der Ehrenbürgerurkunde von Remagen heißt es: „...für seine großen Verdienste um das Wohl der Rheinprovinz die höchste Auszeichnung. Das Ehrenbürgerrecht“. Aufgrund seines hohen Engagements ehrten ihn weitere Städte wie Bonn, Trier, Prüm, Bacharach, Ahrweiler, Mayen und Bad Kreuznach mit der Ehrenbürgerwürde. Die Universität der Stadt Bonn verlieh ihm 1903 die Ehrendoktorwürde. Bei seiner Verabschiedung aus dem Dienst im Jahr 1905 erhob König Wilhelm II. Berthold von Nasse in den erblichen Adelsstand.

Die Tatsache, dass die Ehrenbürgerurkunde zusätzlich mit Illustrationen der Apollinariskirche und des romanischen Portals in Remagen, sowie Personifikationen von Rhein und Ahr durch den Maler Alexander Frenz verziert wurde, bestärkt die hohe Bedeutung, die die Stadt Remagen mit Nasse verband.

Mit Alexander Frenz (1861 - 1941) beauftragte die Stadt Remagen einen berühmten Künstler des Rheinlandes. Frenz, der als „der rheinische Symbolist“ bezeichnet wurde, war vor allem für seine Landschaftsmotive bekannt. Er lernte ab 1879 an der Düsseldorfer Kunstakademie und ließ sich von den Symbolisten Arnold von Böcklin und Franz von Stuck beeinflussen. An der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen lehrte er selbst von 1902 bis 1909 das Zeichnen von Landschaften und Figuren, sowie die Aquarellmalerei.

Vor allem die aquarellierte Federzeichnung der neogotischen Apollinariskirche, welche als ein Wahrzeichen von Remagen bezeichnet werden kann, ist auf der Urkunde hervorzuheben. Die Kirche geht auf die bereits im 6. Jahrhundert auf dem späteren „Apollinarisberg“ stehende Martinskapelle zurück, an der im 12. Jahrhundert eine Propstei der Benediktinerabtei Siegburg entstand. Der Kölner Erzbischof Reinald von Dassel überführte in die neue Kirche im Jahr 1164 die Reliquien des heiligen Apollinaris, des Bischofs von Ravenna. Über 600 Jahre lang war der Apollinarisberg ein Ort von frommen Wallfahrten. Mit der Säkularisation 1802 wurde das Kloster auf dem Apollinarisberg aufgelöst. Im Jahr 1838 wurde die alte Kirche abgerissen und ein Jahr später durch Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim der Grundstein für den neogotischen Neubau gelegt, mit dem er den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner beauftragte. Die Kirche wurde im Jahr 1857 geweiht.

Mit der Ehrenbürgerurkunde der Stadt Remagen für Berthold von Nasse ist es dem Landeshauptarchiv gelungen, nicht nur ein Zeugnis der Bedeutung des früheren Oberpräsidenten für die Rheinprovinz, sondern gleichzeitig auch ein Werk des Malers Alexander Frenz zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu finden ist die Urkunde im Bestand 403 „Oberpräsidium der Rheinprovinz“ Nr. 20119.

Nach oben