Der 11. Juni 1926. Prof. Dr. Otto Follmann in Koblenz gestorben
Am 11. Juni 1926 starb der Koblenzer Lehrer Otto Follmann an seiner schweren Krankheit. Der gebürtige Lanscheider hatte sich nicht nur durch seine jahrzehntelange erfolgreiche Lehrtätigkeit am Kaiserin-Augusta-Gymnasium einen Namen gemacht, sondern vor allem durch seine Forschungen über die Erdgeschichte der Eifel. Seine zahlreichen Forschungen und Veröffentlichungen auf diesem Gebiet bilden bis heute eine wichtige Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit über diese Region.
"Eiflia praeclarorum genetrix virorum. Die Eifel ist die Mutter vortrefflicher Männer." Mit diesem Vers überschrieb Peter Kremer seinen im Jahr 1963 im Eifel-Jahrbuch erschienen Artikel über die drei Professoren aus Landscheid, Jakob Marx der Ältere, Jakob Marx der Jüngere und Otto Follmann. Während die beiden Mitglieder der Familie Marx, Onkel und Neffe, am Trierer Priesterseminar Kirchengeschichte lehrten und auch die Heimatgeschichte zu ihrem Forschungsgebiet wählten, war Otto Follmann, der am 10. Dezember 1856 in Landscheid geboren wurde, besonders der Erdgeschichte und Geologie seiner Heimat verbunden.
Otto Follmann stammte aus einfachen Verhältnissen. Wie aus seinen Personalakten hervorgeht, war sein Vater Wiesenbaumeister, also ein Experte der intensiven Grünlandbewirtschaftung, der auf der Grundlage seiner Ausbildung versuchte, die schwierigen Bodenverhältnisse in der Eifel zu verbessern. Sein Sohn, dessen Begabung sehr früh deutlich wurde, besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier, wo er am 1. März 1878 das Reifezeugnis erwarb. Anschließend studierte der Eifeler Dorfjunge in Berlin, Münster und Bonn Naturwissenschaften. Seine Promotion über die devonischen Schichten der Eifel legte er im Juli 1882 vor. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Studien wollte der junge Mann Universitätsprofessor werden, hierfür war in der Regel aber eine längere Wartezeit zu überbrücken. Aufgrund seiner sehr begrenzten finanziellen Mittel war Follmann allerdings gezwungen, eine bezahlte Arbeit anzunehmen, um seine Existenzgrundlage zu sichern. Er nahm eine Stelle als Hilfslehrer am Bonner Königlichen Gymnasium an.
Erst im Oktober 1889 erhielt er eine Anstellung am Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Koblenz, wo er über 30 Jahre lang als Lehrer erfolgreich tätig war. Hier unterrichtete er Botanik, Zoologie, Mineralogie, Chemie, Physik, Geographie und Mathematik. Das anstrengende Pensum als Oberlehrer leistete bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1923.
Neben seiner Aufgabe als Lehrer hat sich Follmann aber besonders durch seine Forschungen zur Erdgeschichte der Eifel einen Namen gemacht, der bis heute von seiner Bedeutung nichts verloren hat. Peter Kremer berichtete in seinem Aufsatz im Eifel-Jahrbuch über eine persönliche Begegnung mit dem Forscher. "Ein unvergeßliches Bild bleibt es dem Verfasser dieses Aufsatzes, wie er an einem sonnigen Vorherbsttag als Junge beim Viehhüten plötzlich einen Mann daherkommen sah, mit einem Rucksack auf dem Buckel und einem Hämmerchen mit langem Stiel in der Hand. Da und dort blieb der Mann stehen, beklopfte das Gestein am Talhang, an den Leien und Felsnasen, steckte eine Probe in den Rucksack und wanderte weiter ins Dorfgasthaus, wo er die Nacht verbrachte. Sein Werk ist auch der herrliche Vulkanhöhenwanderweg Andernach - Mayen - Daun - Gerolstein, den auf seine Anregung und Erschließung hin der Eifelverein schuf und am Beginn dieses vielbegangenen Wanderweges auf dem Krahnenberg bei Andernach steht darum sein Name auf einem Gedenkstein."
Für seine umfangreichen Forschungen auf dem Gebiet der Gesteinskunde für das Rheinische Schiefergebirge wurde Otto Follmann im Jahre 1908 den Ehrentitel Professor verliehen. In wissenschaftlichen Kreisen wurde er als der maßgebliche Geologe für die Eifelregion anerkannt. "Besonders der Vulkanismus war sein Forschungsfeld; neben vielen Einzelveröffentlichungen erschien 1915 sein Werk "Abriß der Geologie der Eifel", das immer noch gültig ist bei der Klärung geologischer Fragen. Er erschloß damit eine Wissenschaft, die von eigenen Söhnen der Eifellandschaft bis dahin noch keiner so umfassend und tiefgründig angefaßt hatte."
Aber trotz seiner zahlreichen Veröffentlichungen und seiner umfassenden Lehr- und Forschungstätigkeit, die ihm nicht nur in der Region sehr viel Anerkennung einbrachte, wurde Follmann nie ein reicher Mann. Es war für den Lehrer oft schwer in den schwierigen Zeiten während und nach dem ersten Weltkrieg seine Familie ausreichend zu versorgen. Im Jahre 1926 wurde Otto Follmann nach einem sehr arbeitsreichen Leben schwer krank. Am 11. Juni 1926 starb er schließlich an den Folgen seiner Krankheit in Koblenz und wurde hier auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. In Anerkennung der besonderen Bedeutung seiner Forschungen für die Eifelregion errichtete der Eifelverein im August 1928 einen weiteren Gedenkstein an Otto Follmann in seinem Geburtsort Landscheid im Kreis Wittlich.
Quellen
- LHAKo Bestand 710, Nr. 17460 Photo von Professor Otto Follmann
- LHAKo Bestand 403, Nr. 17154 Königliches Provinzialschulkollegium in Koblenz. Personalakten von Otto Follmann, 1884 - 1919
Literatur
- Peter Kremer: Die drei Professoren aus Landscheid. Jakob Marx der Ältere-Jakob Marx der Jüngere-Otto Follmann, in: Eifeljahrbuch, Düren 1963, S. 106 -108
- Wolfgang Schütz: Koblenzer Köpfe. Personen der Stadtgeschichte: Namensgeber für Straßen und Plätze, Koblenz 2005, S. 174 f.