Der 4. April 1954. Tag des Baumes in Rheinland-Pfa
Am 4. April 1954 berichtete die Staats-Zeitung über die zentrale Bundesfeier der Aktion "Tag des Baumes", die im dritten Jahr ihres Bestehens sehr erfolgreich in Kaiserslautern durchgeführt worden war. Im Jahre 1872 in den USA entstanden, wurde die Aktion seit 1952 mit wachsendem Zuspruch auch in Deutschland organisiert. Wie in den Vorjahren beteiligten sich auch 1954 zahlreiche Gemeinden, Schulen und Kindergärten aus allen Regionen des Landes an den Pflanz- und Waldschutzmaßnahmen, womit sie dokumentierten, dass der "Tag des Baumes" sich zu einer erfolgreichen Volksbewegung entwickelte
Am 4. April 1954 berichtete die Staats-Zeitung ausführlich über die Veranstaltungen, die im Rahmen der Aktion Tag des Baumes in Rheinland-Pfalz durchgeführt worden waren. "Die Fürsorge für den Wald und die Bemühungen, ihn zu schützen und zu mehren, sind der Regierung und dem Volk von Rheinland-Pfalz stets ein echtes Anliegen gewesen. Der Wald zählt zu den wenigen natürlichen Rohstoffquellen des Landes und die Holzwirtschaft zu seinen bedeutendsten Erwerbszweigen. Der mitleidlose Raubbau am Wald in den Jahren vor, während und nach dem letzten Krieg, der dem Land tiefe, noch heute blutende Wunden schlug, wurde deshalb von Regierung, Gemeinden, Forstverwaltung und Bevölkerung frühzeitig als Bedrohung empfunden und gemeinsam wurde alles getan, die Gefahr abzuwehren."
Diesem Zweck, dem Schutz des Waldes, diente die jährliche Aktion "Tag des Baumes", die von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ins Leben gerufen worden war. Im Jahre 1947 war die Schutzgemeinschaft von einigen Männern um den späteren Bundesinnenminister Dr. Lehr gegründet worden. Der Sitz des Bundes- und Landesverbandes war in Koblenz und die Geschäftsführung konnte in der Hand von Oberregierungsrat Kochskämper vereinigt werden. Dr. Hans Haberer, seit 1947 Chef der Staatskanzlei in Rheinland-Pfalz, "stellte frühzeitig seine große Erfahrung, seine Tatkraft und seinen idealistischen Schwung in den Dienst des Landesverbandes Rheinland-Pfalz der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und gab ihm damit einen kraftvollen Start. Auf vielen praktischen Gebieten wurde die Tätigkeit des Landesverbandes beispielgebend für den gesamten Bund."
Seinen Ursprung hatte der Tag des Baumes in den USA, wo der "Arbor Day" auf Initiative des Journalisten Julius Sterling Morton 1872 in Nebraska ins Leben gerufen worden war. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts fanden an diesem Aktionstag in allen Staaten der USA Baumpflanzungen statt. In Europa wurde die Idee in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen. Am 28. November 1951 hatten die Vereinten Nationen ihren Mitgliedsstaaten empfohlen, einen "Weltfesttag des Baumes" zu feiern und zwar zu dem Zeitpunkt, der unter örtlichen Bedingungen als gegeben erscheint." Bereits am 10. November hatte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) auf einer Tagung in Bonn den Entschluss gefasst, einen jährlichen Tag des Baumes im ganzen Bundesgebiet ins Leben zu rufen und zu organisieren. Dieses Vorhaben wurde mit großem Erfolg und Zuspruch am 25. April 1952 zum ersten Mal umgesetzt. Der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, pflanzte aus diesem Anlass im Bonner Hofgarten einen Ahornbaum. Als sich auch im folgenden Jahr der Erfolg der Aktion wiederholte und wie im gesamten Bundesgebiet auch in zahlreichen Regionen des Landes Rheinland-Pfalz viele Gemeinden und Schulen an dem Tag des Baumes teilnahmen, hatte sich diese Initiative 1954 bereits zu einer bewährten Tradition entwickelt.
Nachdem die zentrale Bundesfeier in den ersten beiden Jahren in Bonn bzw. Düsseldorf stattgefunden hatte, wurde sie 1954 nach Kaiserslautern verlegt. Die Staats-Zeitung wertete dies in ihrem Bericht vom 4. April als "verdiente Anerkennung" für die Unterstützung der Schutzgemeinschaft durch das Land Rheinland-Pfalz. "Es kann alle Bürger unseres Landes mit Stolz erfüllen, daß die Veranstaltung in der alten Barbarossa-Stadt, im Herzen des Pfälzer Waldes zu einem Ereignis geworden ist, das weit über die Grenzen von Rheinland-Pfalz und weit über den 27./28. März hinaus in die Zukunft wirkt." Gleichzeitig wurde bedauert, dass es nicht möglich sei, "das gehaltvolle Programm der Veranstaltung in Kaiserslautern mehr als andeutungsweise zu würdigen." Einem pfälzischen Heimatabend folgten die Hauptversammlungen und Beiratssitzungen des Landesjagdverbandes und der Schutzgemeinschaft des Deutschen Waldes. "Aus dem Tätigkeitsbericht des Landesverbandes Rheinland-Pfalz der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald war zu entnehmen, daß - fast unbemerkt von der großen Öffentlichkeit - in stiller, zäher Kleinarbeit ein ungemein erfolgreiches Aufbaujahr zu Ende gegangen ist. Das Jugendwohnheim Ahrbrück, die Arbeitskreise "Wald und Erziehung", Vogelschutz, Pappelanbau, Landespflege, die Anlage von Schulwäldern, Waldbrandverhütung und immerwährende Aufklärung sind nur einige Punkte, die eine tiefgreifende gemeinnützige Arbeit kennzeichnen." Neben der Kundgebung der Schutzgemeinschaft im Pfalz Theater am Sonntagvormittag war der Höhepunkt des Programms aber sicherlich die gemeinsame Pflanzfeier im Stadtpark. Die Staats-Zeitung schrieb hierzu: "Über 10.000 festlich gestimmte Bürger der Stadt gaben den Rahmen für den von einem strahlendem Frühlingshimmel überglänzten Festakt. Bundespräsident Prof. Dr. Heuss, in seiner Begleitung Ministerpräsident Altmeier und Mitglieder der Landesregierung, Bundesjustizminister Dr. Neumayer, die Regierungspräsidenten der Pfalz, von Koblenz und Mainz, Abgeordnete des Bundes- und Landtages, führende Vertreter aus Verwaltung, Forstwesen, Kultur und Geistesleben - es war ein Aufgebot an "Prominenz", wie es Kaiserslautern kaum jemals erlebt hatte."
Ein sehr positives Fazit konnte aber nicht nur von der zentralen Veranstaltung in Kaiserslautern gezogen werden. An vielen Orten des Landes hatte sich ebenfalls erfreulich gezeigt, dass der Tag des Baumes spätestens mit dem Jahr 1954 zu einer echten Volksbewegung geworden war. Ob z. B. in St. Goarshausen oder in Kaub, Ruppertshofen, Filsen und Osterspai überall fanden die durchgeführten Aktionen sehr viel Anklang. Auch in Braubach wurden die vielfältigen Veranstaltungen, die hier für die gesamte umliegende Region durchgeführt wurden, mit sehr viel Interesse von der Öffentlichkeit aufgenommen. Nicht nur zur Freude der Staats-Zeitung präsentierte sich das junge Land Rheinland-Pfalz aus Anlass der Aktion "Tag des Baumes" im Jahre 1954 von seiner allerbesten Seite. "Damit ist ein neues kraftvolles Element der Ordnung im Geiste christlich- abendländischer Kultur wirksam geworden".
Quellen
- LHAKo Bestand 502, Nr. 1
- LHAKo Bestand 655, 204, Nr. 869
- LHAKo Bestand 713, Nr. 207 Staats-Zeitung. Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz 1954
- LHAKo Bestand 716, Nr. 219 Schulchronik kathol. Volksschule Orenhofen, Landkreis Trier
- LHAKo Bestand 880, Nr. 6811
- LHAKo Bestand 910, Nr. 1232
Literatur
- H.-G. Borck (Hg.): Die Bestände des Landeshauptarchivs Koblenz. Gesamtverzeichnis. Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Bd. 81, Koblenz 1999
- H.-G. Borck (Hg.): Beiträge zu 50 Jahren Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz. Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Bd. 73, Koblenz 1997