Der 4. Februar 1194. König Richard Löwenherz auf Burg Trifels
Am 4. Februar 1194 fand die Gefangenschaft des englischen Königs Richard Löwenherz auf der Reichsburg Trifels ihr offizielles Ende. Löwenherz war auf dem Rückweg vom dritten Kreuzzug von Leopold von Österreich gefangengenommen und im März 1193 in Speyer Kaiser Heinrich VI. übergeben worden. Der Kaiser hielt ihn auf der Reichsburg gefangen bis eine enorme Lösegeldforderung bezahlt werden konnte, von der Leopold ebenfalls einen nicht unerheblichen Anteil erhielt. Der Trifels war immer wieder als Staatsgefängnis für hochstehende Persönlichkeiten verwendet worden. Die Gefangenschaft von Richard Löwenherz, um die sich zahlreiche Legenden ranken, war aber sicherlich ein wichtiger Höhepunkt in der Geschichte des Trifels.
Die Burg Trifels erhebt sich eindrucksvoll auf einem gestreckten schmalen Felsriff, das den Gipfel des 500 Meter hohen Sonnenberges bildet, der das Städtchen Annweiler an den östlichen Ausläufern des Pfälzerwaldes um mehr als 300 Meter überragt. Der Trifels ist sicherlich die bekannteste Burg der Pfalz, die ihre historische Bedeutung vor allem im 12. und 13. Jahrhundert in der Stauferzeit erlangt hat. Erstmals urkundlich nachzuweisen ist die Burg durch eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1081. Der Trifels war ein Teil des Reichsburgensystems; er diente auch als Aufbewahrungsort der Reichs-Kleinodien und als Gefängnis für hochrangige Gegner des Kaisers. Der bekannteste Widersacher, der hier in der Pfalz eine fast einjährige Haftstrafe verbrachte und erst nach der Zahlung eines sehr hohen Lösegeldes am 4. Februar 1194 freigelassen wurde, war der englische König Richard Löwenherz.
Richard Löwenherz, am 8. September 1157 als dritter Sohn der Eleonore von Aquitanien und ihres zweiten Ehemanns Heinrich Plantagenet (später Heinrich II. von England) geboren, wurde am 3. September 1189 zum König von England gekrönt. Direkt nach seiner Krönung konzentrierte sich Löwenherz auf die Organisation des dritten Kreuzzuges, zu dem er sich gemeinsam mit Kaiser Friedrich Barbarossa und Frankreichs König Philipp II. August verpflichtet hatte. Während sich der Kaiser bereits seit Mai 1189 auf der Reise befand, hatte Richard erst am 11. Dezember 1190 England verlassen. Von Anfang an stand dieser Kreuzzug unter keinem guten Stern. Kaiser Friedrich Barbarossa war am 10 Juni 1190 im Fluss Saleph ertrunken, und zwischen dem englischen und dem französischen König gab es ständige Spannungen und Auseinandersetzungen, so dass Philipp vorzeitig die Heimreise antrat. Auch mit Leopold von Österreich, der nach dem Tod Barbarossas das deutsche Kreuzfahrerheer anführte, kam es bei der Eroberung der Burg Akkon zum Zerwürfnis. Dementsprechend blieb der erhoffte Erfolg des Kreuzzuges, die Befreiung Jerusalems aus der Hand der Heiden , aus. Nachdem Richard mit Sultan Saladin einen Waffenstillstand ausgehandelt hatte, trat auch er am 9. Oktober 1192 die Heimreise an. Auf dem Seeweg kam der englische König bis Aquilea, wo er wahrscheinlich wegen eines Schiffbruchs an Land gehen musste. Verkleidet als Pilger trat er mit einigen Begleitern die weitere Reise auf dem Landweg an. Kurz vor Weihnachten 1192 wurde er allerdings bei Wien erkannt und gefangengenommen. Leopold von Österreich ließ den englischen König auf seine Burg Dürstein an der Donau bringen und informierte umgehend den Kaiser von seinem wertvollen Fang. Gegen einen Anteil des von Richard zu zahlenden Lösegeldes erklärte sich Leopold bereit, Richard auszuliefern, so dass der englische König im März 1193 auf dem Reichstag zu Speyer übergeben und schließlich auf dem Trifels gefangengesetzt wurde.
Natürlich schmachtete der prominenteste Gefangene der Burg nicht bei Wasser und Brot, wie sich das zahlreiche heutige Besucher des Trifels gerne vorstellen. Richard wurde mit allen Ehren behandelt und genoss zahlreiche Privilegien. Er konnte sich, wenn auch unter Bewachung, auf der Burg frei bewegen, Besucher und Abordnungen empfangen sowie Verhandlungen führen. Einige Quellen behaupten sogar, dass der König die Wachmannschaft verspottete und die Ritter zu Faustkämpfen und Trinkgelagen herausforderte. Zahlreiche Sagen und Legenden ranken sich um diese Gefangenschaft, wobei die bekannteste sicherlich die Blondelsage ist, die mit den historischen Tatsachen allerdings wenig gemeinsam. Der Minnesänger Blondel, ein treuer Anhänger des englischen Königs, soll auf der Suche nach seinem König von Burg zu Burg geritten sein, und dabei ein Lied gesungen haben, das nur Richard bekannt war. Auf dem Trifels erhielt Blondel auf seine Erkennungsmelodie eine Antwort und habe sofort gewusst, dass hier sein König gefangen gehalten wurde. In der folgenden Nacht befreite Blondel den König mit der Unterstützung von mehreren Rittern. Anders als in der Sage sollte die Freiheit für Richard Löwenherz allerdings noch eine ganze Weile auf sich warten lassen.
In Speyer brachte der Kaiser zahlreiche Vorwürfe gegen Richard vor und formulierte Forderungen, die er zu erfüllen hatte, wenn er seine Freiheit wiedererlangen wollte. Neben der Zahlung eines sehr hohen Lösegeldes, von dem Leopold von Österreich einen nicht unerheblichen Anteil erhalten sollte, forderte Heinrich auch die Unterstützung in seinem Kampf gegen den Normannenkönig Tankred. Im Falle einer Nichterfüllung drohte ihm der Kaiser, ihn an seinen Erzfeind König Philipp von Frankreich auszuliefern. Unterbrochen wurde die Haft durch die Hoftage in Hagenau am 19. April 1193 und in Worms am 25. Juni, wo Richard jeweils ehrenvoll empfangen und behandelt wurde. Beide Termine wurden genutzt, um über die Modalitäten der Freilassung und das Lösegeld zu verhandeln. König Philipp II. von Frankreich und der eigene Bruder von Richard Löwenherz, Johann ohne Land, wollten die Freilassung unter allen Umständen verhindern. Deshalb boten beide Herrscher dem Kaiser eine Geldsumme an, die der Lösegeldforderung entsprach. Heinrich VI. nutzte diese politische Lage rücksichtslos aus. Er erhöhte die Lösegeldforderung um die Hälfte und verfügte, dass Richard I. Löwenherz so lange in Haft bleiben müsse, bis diese Forderung beglichen sei. Mit der Gefangenschaft des englischen Königs und dieser Lösegeldforderung ist eine weitere sehr bekannte Legende verbunden. Die Geschichte des Geächteten Robin Hood ist seit Mitte des 13. Jahrhunderts in England verbreitet und hat bis heute eine weltweite Popularität erreicht.
Im Winter traf das Lösegeld, dann endlich ein und Richard wurde zu dem Reichstag nach Mainz eingeladen, wo er sein eigenes Land als Lehen aus der Hand des Staufers in Empfang nehmen musste. Am 4. Februar konnte er Mainz schließlich als freier Mann in Begleitung zahlreicher englischer Adliger verlassen. Am 16. März traf Richard in seiner Hauptstadt London ein und wurde begeistert empfangen. Am 17. April wurde er in der Kathedrale von Winchester noch einmal festlich gekrönt, um wegen des geleisteten Lehneids keinerlei Zweifel an seiner Souveränität aufkommen zu lassen. Während Heinrich VI. nach der Freilassung des englischen Königs den Höhepunkt seiner Macht erreichte und es ihm dank des Lösegeldes gelang, das Normannenreich zu erobern, sah sich Richard direkt nach seiner Krönung gezwungen, seine französischen Besitzungen in zahlreichen Kämpfen zu verteidigen. Am 26. März 1199 wurde Richard bei der Belagerung der Burg Chalus südwestlich von Limoges getötet.
Bereits lange vor der Gefangenschaft des englischen Königs war der Trifels als Staatsgefängnis für hochstehende Personen verwendet worden. Im Jahre 1112 war Erzbischof Adalbert von Mainz von Kaiser Heinrich V. als erster hier festgesetzt worden. Neben zahlreichen anderen Persönlichkeiten der Reichsgeschichte soll auch der Sohn Friedrich II., Heinrich um 1235 auf dem Trifels gefangen gewesen sein. Mit dem Niedergang der Staufer verlor allerdings auch der Trifels allmählich seine Bedeutung, bis er im Jahr 1602 ausbrannte und schließlich 1635 ganz aufgegeben wurde. Erst im 19. Jahrhundert setzten Bemühungen ein, die Ruine zu erhalten, und seit 1937 wurde der Wiederaufbau vorangetrieben, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch das Land Rheinland-Pfalz intensiviert wurde. Heute befindet sich eine Kopie der Reichskleinodien als einziges Inventar in der Burg.
Quellen
- LHAKo Bestand 710, Nr. 2820 Photo Annweiler mit Trifels.
- LHAKo Bestand 710, Nr. 2823 Photo Trifels-Burgdreifaltigkeit
- LHAKo Bestand 710, Nr. 8040 Photo Trifels
- LHAKo Bestand 710, Nr. 8052 Photo Trifels
Literatur
- K.H. Albrecht: König Richard Löwenherz von England - ein Faustpfand staufischer Machtpolitik, 1994, S. 30 - 36
- B. Meyer: Burg Trifels. Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz, Regensburg 2002
- H. Reither u. H. Seebach: Der englische König Richard Löwenherz als Gefangener auf Burg Trifels, Annweiler 1999
- F. Sprater: Der Trifels. Neu bearbeitet von G. Stein, Speyer o. J.
- G. Steigner: Richard Löwenherz auf dem Trifels, Historischer Verein Pirmasens, Jahrbuch 1994, Pirmasens 1995, S. 5 - 25
- G. Stein: Der Trifels - Um 1193 bis 1195 eine große Baustelle?, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 83, 1985, S. 153 - 173