Der 2. August 1900. Gustav Simon wird in Saarbrücken geboren
Am 2. August 1900 wurde Gustav Simon, seit 1925 Mitglied der NSDAP, seit 1931 Gauleiter des Gaues Koblenz-Trier-Birkenfeld und seit 1941 Chef der Zivilverwaltung in Luxemburg, wo er für die Gleichschaltung und "Eindeutschung" des Großherzogtums verantwortlich war, in Saarbrücken geboren. Sein umfangreiches Herrschaftsgebiet, das seit 1941 die Bezeichnung Gau Moselland trug, führte Simon mit einer nahezu unbegrenzten Machtfülle, die er nutzte um die nationalsozialistischen Grundsätze mit Unterdrückung und Gewalt durchzusetzen. Dem weiteren Ausbau seiner Machtposition stand die militärische Entwicklung des Zweiten Weltkrieges entgegen. Ende 1945 wurde Simon, der mit falschen Namen untergetaucht war, verhaftet und erhängte sich wenige Tage später in seiner Gefängniszelle.
"In Luxemburg hatte das deutsche Besatzungsregime während des Zweiten Weltkrieges ein Gesicht: dasjenige des Gauleiters Gustav Simon, des Chefs der Zivilverwaltung in Luxemburg. Mehr als irgendeine andere Person verkörperte er die Besatzungsmacht. Sein Name stand und steht auch heute noch immer für Willkür und Terror. Seinen Launen und seinen Wutausbrüchen war damals die Bevölkerung des Großherzogtums ausgeliefert. ... Seine Persönlichkeit, kämpferisch, rücksichtslos, radikal, brutal und gewalttätig, prägte die nationalsozialistische Politik im Gau und im CdZ-Gebiet. Unter seinem Charakter hatte die entrechtete Bevölkerung zu leiden. Für die einen war Gustav Simon, der körperlich kleinste Gauleiter, Gustav der Kurze für die anderen der Giftpilz von Hermeskeil." (Krier)
Gustav Simon wurde als Sohn des Reichsbahnamtmanns Adam Simon am 2. August 1900 in Saarbrücken geboren, wo er auch die Volksschule besuchte. Seit 1914 besuchte er die Präparandenanstalt Merzig und bestand am 9. März 1917 die Aufnahmeprüfung am Königlichen Schullehrer-Seminar in Merzig, wo er zu Beginn des Jahres 1920 erfolgreich die Entlassungsprüfung ablegte. Eine Stelle als Volksschullehrer fand Simon allerdings nicht, so dass er gezwungen war, zwei Jahre lang als Eisenbahnaushelfer und als Zolldeklarant zu arbeiten. Im November 1924 holte Simon das Abitur nach und studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft. Nach dem Abschluss als Diplomhandelslehrer nahm Simon zuerst eine Stelle als Volksschullehrer an, bevor er als Handelsstudienreferendar und Gewerbelehrer in Völklingen eine Aufgabe fand.
Im Jahre 1928 gab Simon seine Lehrtätigkeit vollständig auf und wurde hauptberuflich für die NSDAP tätig. Für seine Laufbahn in den Parteigruppierungen erwies sich seine Herkunft und Abstammung von Kleinbauern aus dem Hunsrück als vorteilhaft. Simon war noch als Student in Frankfurt am 14. August 1925 in die neu gegründete NSDAP eingetreten. Eine intensive propagandistische Tätigkeit folgte, die er auch über seinen Studienort an den Wohnort seiner Eltern, Hermeskeil, ausdehnte. Im Herbst 1926 gründete er in Hermeskeil eine Ortsgruppe der NSDAP, die am 11. Dezember 1926 ihre erste Versammlung hatte. Seine hauptamtliche Tätigkeit in der Partei begann Simon im Jahre 1929 als Leiter des Bezirkes Trier-Birkenfeld wurde aber bereits nach kurzer Zeit zum Bezirksleiter Koblenz-Trier ernannt. "Gustav Simon nahm als Bezirksleiter der NSDAP entscheidenden Anteil an der Gründung neuer Ortsgruppen und am Versuch der Mobilisierung der Bevölkerung des Bezirkes Koblenz-Trier für die Sache des Nationalsozialismus." (Krier) Die sehr umfangreichen parteipolitischen Tätigkeiten fanden am 1. Juni 1931 ihrer vorläufigen Höhepunkt als er zum Gauleiter des neugeschaffenen Gaues Koblenz-Trier-Birkenfeld ernannt wurde. Auf Initiative von Simon war dieser neue Gau aus dem Gau Rheinland herausgelöst worden und in 22 Kreise unterteilt worden, an deren Spitze jeweils ein Kreisleiter stand, dem die politische Leitung des Kreises unterstand. Nach seiner Ernennung übernahm Simon sofort die Neuorganisation der NSDAP in seinem Gau. "Die Partei sollte zu einer omnipräsenten, schlagkräftigen Kampforganisation ausgebaut werden. Um seine Ziele zu erreichen, bemühte sich Gustav Simon, in jene staatspolitischen Institutionen gewählt zu werden, die er aus seiner demokratiefeindlichen Einstellung heraus zwar grundsätzlich ablehnte, deren Möglichkeiten und Privilegien er allerdings zur Propagierung seiner Politik nützen wollte." (Krier) Bereits im November 1929 wurde er zum Stadtverordneten in Koblenz gewählt und übernahm den Vorsitz der NS-Fraktion. Im gleichen Jahr folgt die Wahl in den Rheinischen Provinziallandtag und 1930 in den Reichstag, 1932 schließlich wurde er darüber hinaus auch zum Mitglied des Preußischen Landtags gewählt.
Gauleiter Simon im Gespräch mit NS Funktionären, 1935
(LHAKo Bestand 710, Nr. 7254)
Nach der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 wurde Simon am 10. April 1933 zum Präsidenten des Rheinischen Provinziallandtages und im weiteren Verlauf des Jahres zum preußischen Staatsrat berufen. Die Kritik an dem rücksichtslosen Vorgehen Simons und an seiner unberechenbaren Machtpolitik war zusehends aber auch innerhalb der eigenen Parteigremien nicht zu überhören. Simon wurde nicht nur Günstlingswirtschaft vorgeworfen, insbesondere sein Auftreten und sein Umgang mit den Einflussmöglichkeiten seiner Position kam immer wieder heftig in die Kritik. "Der Verkehrston, den er im Umgang mit Parteigenossen anzuschlagen beliebt und der als absolut unpassend bezeichnet werden muß, sein wenig einnehmendes Auftreten in den öffentlichen Versammlungen und seine anmaßende Sprechweise sind ebenso wenig geeignet, ihm und unserer Sache Sympathien zu erwerben, wie sein deutlich sichtbares Streben, die seltsamsten Dunkelmänner mit Gewalt auf Posten zu befördern, auf die sie unter keinen Umständen gehören. Nichts beweist im übrigen die Existenz seiner Kamarilla deutlicher, als die angesichts der vorhandenen Kräfte durch nichts gerechtfertigte Überhäufung dieser Günstlinge mit Würden und Funktionen." (Krier) Dementsprechend war sein Rückhalt auf Reichsebene eher gering. Erst im Jahre 1942 wurde er als einer der letzten Gauleiter mit dem Titel eines Reichsverteidigungskommissars ausgezeichnet.
Nach der deutschen Kapitulation, setzte sich Simon unter falschem Namen nach Westfalen ab. Im Dezember 1945 wurde er von den Engländern verhaftet und sollte nach Luxemburg ausgeliefert werden. Am 18. Dezember wurde er erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute unbekannt.
Quellen
- LHAKo Bestand 405, Nr. 5060 Schullehrer Seminar Merzig
- LHAKo Bestand 710, Nr. 7254 Gauleiter Simon im Gespräch mit NS Funktionären
- LHAKo Bestand 710, Nr. 7280 Gauleiter Ley und Gustav Simon bei der Einweihung des Gauhauses in der Emil-Schüller Straße
- LHAKo Bestand 710, Nr. 7308 Gauleiter Gustav Simon
- LHAKo Bestand 710, Nr. 7384 Bau des Thingplatzes in Koblenz. Gustav Simon als Steineträger
Literatur
- B. Dorfey: Krieg und Frieden 1944 - 1946. Überblick über die Ereignisse an Rhein und Mosel vor 60 Jahren, in: Vor 60 Jahren. Krieg und Frieden an Rhein und Mosel 1944 - 1946. Ausstellungskatalog. Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Bd. 105, S. 21 - 33
- B. Dorfey: Goldfasane oder Hoheitsträger der Kreise? Die Kreisleiter im Gau Koblenz Trier, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 29. Jahrgang, Koblenz 2003, S. 297 - 424
- E. Krier: Gustav Simon (1900 - 1945), in: Rheinische Lebensbilder, Bd. 16, Köln 1997, S. 255 - 285
- H. Romeyk: Verwaltungs- und Behördengeschichte der Rheinprovinz 1914 - 1945, Düsseldorf 1985
- H. Romeyk: Der Gau Moselland in der nationalsozialistischen Reichsreform, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 11, Koblenz 1985, S. 247 - 269
- P. Spang: Gustav Simons Ende, in: Hemecht. Zeitschrift für Luxemburger Geschichte, 1992, Jahrgang 44, Heft 3, S. 303 - 317